Samstag, 15. Juli 2006

Von allen guten Geistern verlassen

Da Palindrome angeblich böse Geister fernhalten können, habe ich mir heute eine Bannmeile gebastelt. Alles, was man dafür braucht, ist eine Digitalkamera und gut zwei Dutzend Straßennamen aus der näheren Umgebung. Schon kann's losgehen:


Da fehlt noch was? Richtig, der 2. Teil:


Ein Name in Abrede. In Trebe:
Krame nie, du arge Blocksalami,
lebe eb'ner! Hero, tret & ruf: "Nepp ok?"
Trügt's reagibel, grub's u.a. Hohn.
Habe Beilzier. Wer Feind? Rage:
Ess-Arts Rehtor.

Aber im Ernst: Natürlich ging es nicht in erster Linie darum, den gesamten Stadtbezirk Friedrichshain zur Geister-Sperrzone zu erklären ;) Mein primäres Interesse galt vielmehr der Frage, wie hoch der Palindromfeingehalt in den Gesteinsschichten des Alltags ist, ob und wie er sich extrahieren und aufbereiten lassen würde. Von der Hexenküchen-Alchemie bis zur Reinstkultur-Hochzüchtung in Sprachlaboratorien - im Mythos "Palindrom" scheinen sich Magie und Technologie als exklusiver Vorbehalt an Expertenwissen vereint zu haben. Der Rest war Staunen und ehrfürchtige Teilhabe der Welt. Da es aber (wie hier zu sehen) augenscheinlich gelingt, Palindrome "in vivo" (im Lebendigen) nachzuweisen, sind und waren diese immer frei verfügbar und für jedermann zugänglich. Sogesehen: ein Plädoyer für eine Entmystifizierung. Ich hoffe, die Geister werden mir das nicht übel nehmen ;)